Piep & Matz = Piepmatz

 

... ein Abenteuer der besonderen Art.

Ein Erlebnis, das uns auch ein klein wenig stolz macht.

 

2009 an der Nordsee - wir waren beim Abendessen und saßen am Fenster zur Terrasse. Schwupp - neben uns ist etwas am Fenster heruntergefallen.

 

Zwei wenige Tage alte Schwalben liegen hilflos auf dem Boden. An das Nest kommen wir auch mit einer Leiter nicht heran, um sie zurück zu legen.

 

Also bleibt uns nur der Versuch ihnen das Leben zu retten.

 

Beide legen wir vorsichtig in eine kleine Tupperdose, die mit Taschentüchern ausgelegt ist - kuschelig soll es sein. Schnell verabreichen wir ihnen dann erst mal etwas Wasser mit Arnica D6.

 

Matz ist am Flügel sehr schwer verletzt.

Piep ist soweit nichts anzusehen.

 

Wir fahren nach Friedrichskoog zur Robbenauffangstation. Vielleicht können die uns weiterhelfen. Wir dachten an eine Vogelauffangstation oder etwas ähnliches.

 

Ungläubig bot man uns an, die Vögel zum Verfüttern da zu lassen.

Nein, das kommt bestimmt nicht in Frage - die spinnen wohl.

 

Wir fahren zurück und rufen bei meiner Tochter an. Sie soll sich bitte im Internet schlau machen und uns durchgeben, was wir füttern können.

 

Bis dahin suchen wir Wattwürmer - ja, es war wirklich nur was für harte Nerven - haben sie zerkleinert und an Piep und Matz verfüttert. 

 

Dann kommt die Info:  Mehlwürmer halbiert können wir füttern und Marienkäfer ohne Fügel. Na super, das wird ja noch lustig.

Wir fahren zum nächsten Tierbedarfhandel und kaufen wuselnde Mehlwürmer.

Nicht nachdenken lautet das Mantra, einfach nur vorbereiten und verfüttern.

Es klappt, die Vögel sind noch am Leben. Die Verdauung funktioniert. Das ist schon ein kleines Wunder.

 

Auf der Heimreise über Hamburg gibt Matz leider auf und fliegt schon mal in den Himmel. Vielleicht war es besser so, der verletzte Flügel hätte ihn bestimmt behindert. Wir nehmen ihn trotzdem mit und beerdigen ihn im Garten.

Zum Gedenken an ihn wird nun aus Piep Piepmatz..

 

Piepmatz wird nun immer fordernder. Wir füttern Tag und Nacht. Halten ihn nachts auf der Brust warm, weil er immer noch nicht die Körpertemperatur halten kann.

 

In einem heruntergefallenes Nest sitzt er bei warmen Temperaturen auf unserem Balkon.

Von Tag zu Tag verändert er sich. Er bekommt Federn und die Mehlwürmer müssen inzwischen nicht mehr halbiert werden. Ganz viele müssen es sein. Wir staunen jeden Tag über die Mengen, die er verschlingt.

 

Wird er es schaffen? Die Aussichten stehen immer noch nicht gut.

 

Doch wir schaffen es. Er wird größer und wir verlegen sein Nest in das gerade frei gewordenen Zimmer. Er kommt in das Unterteil eines großen Vogelkäfigs und wird nun schon ganz unruhig, wenn wir hereinkommen. FUTTER - Piep, Piep, Piep, Piep - Schnabel auf :-)

 

Mit den Mehlwürmern kommen wir nicht länger weiter. Wir stellen um auf kleine Heimchen, die wir ohne Flügel verfüttern.

 

Und wieder dauert es nicht lange und aus den kleinen Heimchen müssen große werden.

 

Was uns noch Kopfzerbrechen bereitet ist das Fliegen. Er hat inzwischen überall Federn und sieht aus wie ein kleiner fertiger Vogel, aber fliegen mag er nicht. Er unternimmt keine Versuche. Braucht er ein Vorbild?

Wir müssen irgendwie versuchen, ihn zum Fliegen zu animieren.

Letztendlich nehmen wir ihn wie zum Füttern auf den Arm und schubsen ihn nach oben.

Leider klappt das mit dem Fliegen trotzdem nicht und das Landen ist auch noch nicht sehr vielversprechend.

 

Inzwischen ist es jedoch langsam Zeit uns von ihm zu verabschieden.

Es ist September und er soll an einer schönen noch warmen Wetterlage in die Freiheit entlassen werden. Immer wieder die Frage: Wird er fliegen?

 

Wir suchen in der Umgebung Schwalben. Vielleicht wird er sich ihnen anschließen und mit ihnen der Sonne entgegen fliegen.

 

Wir glauben einfach, dass er jemanden braucht, der ihm zeigt wo's langgeht.

 

Noch ein paar Tage vergehen und wir müssen eine Entscheidung treffen.

Lassen wir ihn fliegen oder bleibt er bei uns bis es bei uns wieder warm wird.

 

Die Entscheidung steht fest - er soll in die Freiheit bevor er sich noch mehr an uns gewöhnt.

 

Wir warten einen passenden Tag ab und fahren mit ihm in Richtung Wiesbaden.

Ein Tal mit einem naturbelassenen Reiterhof und einem Bachlauf - hier soll sein Flug in die Feiheit beginnen.

 

Auf einem Hügel kurz nach Sonnenaufgang, so hat er einen ganzen Tag zum Futter fangen, hält Joel Piepmatz mit Tränen in den Augen fest.

Dem kleinen Vogel scheint es zu gefallen, er reckt seinen Kopf in die Höhe und schaut neugierig umher.

 

Jetzt ist es an der Zeit ihm Glück zu wünschen - wir verabschieden uns von ihm und Joel öffnet die Hände

 

ER FLIEGT  - ES IST HERRLICH ANZUSCHAUEN

Er schraubt sich mit dem Wind immer höher in die Lüfte, fliegt noch einmal eine große Schleife um uns und dann mit ein paar anderen Vögeln der Sonne entgegen.

 

Flieg kleiner Piepmatz, flieg in dein Glück hinein

 


 

DIE ZUKUNFT SOLL MAN NICHT VORAUSSEHEN WOLLEN,

SONDERN SIE MÖGLICH MACHEN

                     

               Antoine de Saint-Expupéry